Wenn Angst kein Hindernis ist – Fotografieren schwieriger Hunde
- Nathalie Buchhage
- 21. Okt.
- 3 Min. Lesezeit

Ich weiß, wie es ist, mit einem Hund zu leben, der nicht „einfach“ ist.
Blacky hat mir gezeigt, wie sich Ablehnung anfühlt. Wenn Menschen sich abwenden, weil er Angst hat. Wenn Fotografen absagen, weil es ihnen „zu riskant“ oder „zu stressig“ klingt.
Aber genau diese Hunde verdienen es, gesehen zu werden. Nicht trotz ihrer Angst, sondern mit ihr.
Warum ich mich auf Angst- und schwierige Hunde spezialisiert habe
Ich habe früh gemerkt, dass ich ein besonderes Gespür für sensible Hunde habe. Ruhig zu bleiben, Körpersprache zu lesen und richtig zu reagieren, ist nichts, was man einfach aus Büchern lernt. Durch eine intensive Schulung, den engen Kontakt zu meinen Trainern und Erfahrung (auch mit meinem eigenen Hund) weiß ich, worauf es ankommt: zu erkennen, wann ein Hund überfordert ist, wann er Sicherheit sucht und wann er bereit ist, Vertrauen zu schenken.
Ein Fotoshooting ist für viele Hunde eine ungewohnte Situation. Neue Gerüche, eine fremde Umgebung, eine Kamera, die auf sie gerichtet ist. Deshalb spielt Zeit bei mir keine Rolle. Der Hund darf erst einmal ankommen, sich umsehen, schnüffeln und einfach da sein. Ich dränge nicht und erwarte nichts. Ich begleite nur.

Beobachten statt eingreifen
Wenn ich mit einem unsicheren Hund arbeite, gehe ich innerlich in den Hintergrund. Ich sehe ihn nicht direkt an, spreche ihn nicht an und fasse ihn auch nicht an. Ich beobachte ruhig durch die Kamera, warte auf den Moment, in dem etwas in seiner Haltung weicher wird. Manchmal ist es nur ein kleiner Atemzug, ein Blick, ein Ohr, das sich nach vorne dreht. Wenn ich spüre, dass die Spannung nachlässt, kommt von mir ein leises „Psst“. In genau diesem Moment schaut der Hund oft direkt in die Kamera – ruhig, neugierig, ehrlich. Und dann entsteht das Foto, das alles sagt.
Diese Art zu arbeiten erfordert Geduld, Feingefühl und echtes Verständnis. Aber sie führt zu Bildern, die Tiefe haben und den Hund so zeigen, wie er wirklich ist.
Ruhige Orte, entspannte Atmosphäre
Ich kenne viele abgelegene Orte, an denen Hunde sich sicher fühlen. Waldwege, Lichtungen, Wiesen am Waldrand. Hier entsteht keine Hektik und kein Druck. Ich nutze das vorhandene Licht, die Umgebung und den Moment. Oft sitze ich einfach da und warte. Wenn der Hund dann anfängt, sich zu entspannen, zeigt er von ganz allein, wer er ist – und das ist oft viel schöner als jede geplante Pose.

Auch Maulkorbträger sind willkommen
Manche Hunde tragen Maulkorb, und das ist völlig in Ordnung.
Sicherheit geht immer vor.
Ich fotografiere auch Maulkorbhunde, solange ein passender Metallmaulkorb verwendet wird (kein enges Stoff-/ oder Plastikmodell).
Ein Maulkorb ist kein Zeichen von Aggression, sondern von Verantwortung.
Und oft entstehen gerade dann die ehrlichsten und stärksten Bilder.
Aus Angst wird Vertrauen – und aus Vertrauen werden Bilder mit Seele
Jeder Hund hat seine Geschichte. Manche sind laut, andere leise. Manche brauchen Nähe, andere Abstand. Mir ist wichtig, dass jedes Team – egal, wie schwierig oder unsicher der Hund ist – ein gutes Erlebnis und echte Erinnerungen mitnimmt. Ich weiß, wie viel Mut es kostet, sich auf ein Shooting einzulassen, wenn der eigene Hund unsicher ist. Aber genau dieser Mut öffnet die Tür.
Denn wenn ein Hund, der sonst misstrauisch ist, plötzlich den Kopf hebt, die Ohren locker lässt und mich ansieht, passiert etwas Magisches. Ein kurzer Moment, in dem Angst zu Vertrauen wird. Und dieses Vertrauen sieht man auf jedem Bild.

Mein Ziel
Hunden eine Stimme geben, die sonst übersehen werden.
Ihnen mit Ruhe, Geduld und Verständnis begegnen.
Und ihren Besitzern zeigen, wie viel Stärke in Sanftheit steckt.




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